Wissenschaftliche Tagung
Erich Kästner zwischen 1933 und 1945 Regimegegner – innerer Emigrant – Opportunist?
Anders als die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen emigrierte Erich Kästner nicht, obwohl seine Bücher 1933 verbrannt und aus den Bibliotheken entfernt wurden. Lediglich „Emil und die Detektive“ hielt sich noch ein paar Jahre länger. Über seine Gründe, im Land zu bleiben, ist viel spekuliert worden. Immerhin war er als international erfolgreicher Kinderbuchautor neben einer Handvoll weiterer Autoren der vorausgegangenen Generation wie Thomas Mann, Franz Werfel und Stefan Zweig einer der ganz wenigen, der sich das Exil materiell hätte leisten können. Erich Kästner selbst kommentierte seine Jahre in der Diktatur eher schmallippig. Kurz nach Kriegsende schrieb er in „Kurz und bündig“: „Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen – wenn’s sein muss, in Deutschland verdorrt.“
Über die Zeit zwischen 1933 und 1945 sind seit Öffnung des Kästner-Nachlasses Mitte der 1990er-Jahre viele Einzelheiten ans Licht gekommen, die über die eigenen Kommentare und Erinnerungen des Autors weit hinausgehen. Kästners Akte im Bundesarchiv wurde mehrfach ausgewertet. Das ungekürzte Kriegstagebuch, das sogenannte „Blaue Buch“, wurde transkribiert, veröffentlicht und kommentiert. Dennoch werden etliche Bereiche weiterhin kontrovers diskutiert: etwa der „Münchhausen“-Film nach Kästners Drehbuch 1943, Kästners Strategien, ab 1933 inkognito weiterzuarbeiten, und die Frage, warum er seinen in den Kriegsjahren geplanten Zeitzeugenroman nie geschrieben hat.
Die Tagung soll zu einer vorläufigen Bilanz gelangen. Auf der Grundlage von Beiträgen zu einzelnen Aspekten und Werken aus dieser Zeit und unter Einbeziehung der Frage, was es bedeutete, in jener Diktatur zu leben und zu schreiben, wird Erich Kästners Rolle im Nationalsozialismus zwischen Opportunismus und Gegnerschaft beleuchtet.
Leitung: Sven Hanuschek & Gideon Stiening
Das Tagungsprogramm wird in Kürze an dieser Stelle bekannt gegeben.
Eine Veranstaltung des Fördervereins Erich Kästner Forschung e.V. und der Stiftung Internationale Jugendbibliothek