Erschließung des Teilnachlasses von Michael Ende


Abgeschlossenes Projekt

Der in der Internationalen Jugendbibliothek befindliche Teilnachlass von Michael Ende wurde von Mai 2018 bis März 2019 mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Kalliope erschlossen. Er gehört zu den meistgenutzten Nachlässen der Bibliothek.

Michael Ende (1929-1995) wurde mit seinen „Jim Knopf“-Büchern und den Romanen „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ zu einem der erfolgreichsten Kinder- und Jugendschriftsteller des 20. Jahrhunderts mit über dreißig Millionen verkauften Büchern. Er gilt als Kinder- und Jugendbuchklassiker des 20. Jahrhunderts sowie als einer der Trendsetter der so genannten „All-age-Literatur“. Endes Werke wurden in über 40 Sprachen übersetzt und haben eine außergewöhnliche internationale Wirkung. Besonders intensiv ist die Ende-Rezeption in Japan mit einer Gesamtausgabe seiner Werke in japanischer Sprache und einem Ende-Archiv im Märchenmuseum Kurohime Dōwakan in Shinano. Ein weiterer Teil seines Nachlasses wird im Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt.

Die Internationale Jugendbibliothek erhielt 1996 nach Michael Endes Tod von seiner Witwe Mariko Sato-Ende den gegenständlichen Nachlass sowie einen Teilnachlass mit zahlreichen Manuskripten und Korrespondenzen, Fotos und Lebensdokumenten. Der etwa 70 Archivkästen umfassende Teilnachlass enthält Originalmaterialien wie beispielsweise Werkmanuskripte Michael Endes aus dem Zeitraum von ca. 1960 bis Mitte der 1990er-Jahre, einen sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Briefwechsel zwischen Ende und dem K. Thienemanns Verlag sowie weitere Korrespondenzen zwischen Ende und verschiedenen Autoren, Illustratoren, Verlagen und Rundfunksendern, eine Fotosammlung, Briefe und Manuskripte anderer Personen, darunter auch Originalradierungen und Zeichnungen seines Vaters Edgar Ende.

Neben den Typoskripten der bekannten Bücher „Jim Knopf“ und „Momo“ sind zahlreiche Typoskripte seiner Kurzgeschichten, Gedichte, Bilderbücher und theoretischen Arbeiten in diesem Teilnachlass enthalten. Zu den Manuskripten von Reden und Vorträgen, die Michael Ende zu verschiedenen Anlässen hielt, gehören mehrere Fassungen des Vortrags „Über das Ewig-Kindliche“, mit dem er auf dem Kongress des International Board on Books for Young People 1986 in Tokio sein Selbstverständnis als Autor programmatisch formulierte.

Darüber hinaus enthält der Teilnachlass umfangreiche Arbeitsmaterialien des Bestandbildners zu Themengebieten wie alternative Geld- und Wirtschaftstheorien, japanische Philosophie, Astronomie, Dämonologie und esoterische Theorien.

Den wichtigsten und inhaltsreichsten Teil des Briefbestands bildet die Korrespondenz zwischen Michael Ende und dem Thienemanns-Verlag, die der Internationalen Jugendbibliothek vom Verlag als Schenkung überlassen wurde. Die Korrespondenz aus der Zeit von 1964 bis 1995 enthält Briefe von Herbert Rosendorfer, Roswitha Quadflieg, Wilfried Hiller, Klaus Doderer, Regina Kehn, Peter Härtling, Hans Joachim Gelberg und anderen. Diese Briefe stellen nicht nur eine aufschlussreiche Quelle für die Zusammenarbeit und persönliche Beziehung zwischen Ende und der Verlegerfamilie Lotte, Richard und Hansjörg Weitbrecht dar. Sie bilden darüber hinaus eine Fundgrube für Fragestellungen zur Genese einzelner Werke Endes, der Herstellung seiner Bücher, der Zusammenarbeit mit Lektoren, Illustratoren, Komponisten und anderen Autoren oder der Weiterverwertung seiner Texte in unterschiedlichen Medien.

Zusammen mit der Verlagskorrespondenz überließ der Thienemann-Verlag der Internationalen Jugendbibliothek auch sein Rezensionsarchiv zu Michael Ende, so dass im Bestand Rezensionen zu fast allen Werken Endes vorhanden sind.

Zum Abschluss des erfolgreichen Erschließungsprojekts veranstaltete die Internationale Jugendbibliothek am 14. und 15. Februar 2020 eine wissenschaftliche Tagung zu Michael Ende und seinem Werk („Die Lust am freien und absichtslosen Spiel der Phantasie. Michael Ende - Erfolgsautor des 20. Jahrhunderts bis heute“), bei der auch bisher weniger beachtete Aspekte seines Werks vorgestellt wurden. Zwei der Tagungsreferenten werteten für ihre Vorträge Quellenmaterial aus dem Nachlass aus.


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